14.07.2020 -
Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft hart und könnte noch lange dauern. Wie könnte ein Aufschwung aussehen? Antworten liefert ein Buchstabenrätsel.
Geduld ist während einer Pandemie (mehr denn je) gefragt. Das Coronavirus wird uns noch mindestens solange erhalten bleiben und beschäftigen, bis wirksame Impfstoffe oder Medikamente in ausreichender Menge zur Verfügung stehen und alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Restriktionen endgültig aufgehoben sind. Doch selbst dann wird es kein Zurück zur alten Normalität geben. Vieles wird anders sein als vor der Krise.
Veränderte Konsumgewohnheiten, flexibleres Arbeiten, weniger Geschäftsreisen, neue Veranstaltungs- und Mobilitätskonzepte, erweiterte Hygieneregeln, aber auch ein stärkerer Staatseinfluss, verbunden mit steigender Verschuldung und dauerhaftem Nullzins, sind Entwicklungen, die teilweise schon vor der Krise erkennbar waren, nun aber mit deutlich höherer Geschwindigkeit voranschreiten.
Die offensichtlichste Veränderung, die wir alle in unserem Arbeits-, Konsum- und gesellschaftlichen Umfeld erleben, ist der beschleunigte Trend zur Digitalisierung. Insofern ist die viel diskutierte Frage, wie schnell sich die Konjunktur nach der Corona-Krise wieder erholt, und welcher Buchstabe den Verlauf der Erholung am besten beschreibt, zu kurz gesprungen. Natürlich macht es für viele Menschen, Unternehmen und Regierungen einen Unterschied, ob der Konjunkturverlauf eher einem V oder einem U ähnelt, die Wirtschaft also schnell wieder auf ihr Vorkrisenniveau steigt oder erst ein langes Tal der Tränen durchschreiten wird.
Auch ein W wäre denkbar, wenn einem raschen Aufschwung eine zweite Infektionswelle mit weitreichenden Lockdowns folgt oder – unwahrscheinlicher – ein L, bei dem alle staatlichen Hilfspakete und die uneingeschränkte Unterstützung der Notenbanken eine lang anhaltende Rezession nicht verhindern können.
Was der Blick auf die Gesamtwirtschaft beziehungsweise das Bruttoinlandsprodukt verschleiert, sind die höchst unterschiedlichen Entwicklungen unter der Oberfläche. Während einige Sektoren nachhaltig unter der Krise leiden und ihr Schicksal wohl am besten durch den Buchstaben L beschrieben werden kann, gibt es andere Bereiche, deren Wachstumsperspektiven sich langfristig verbessern, und für die ein J die treffendste Buchstabenanalogie wäre.
Allerdings ist die Anzahl der Arbeitsplätze in diesen Branchen und Unternehmen im Vergleich zu ihrem Börsenwert und ihrem hohen Gewicht in den Aktienindizes gering – und die Vorstellung, dass ein paar Dutzend Technologie- und Pharmafirmen die Weltkonjunktur am Laufen halten, während der Rest darbt, wäre naiv. Schliesslich müssen ihre Produkte auch von genügend zahlungskräftigen Menschen und Unternehmen gekauft werden. Insofern ist die allgemeine Konjunktur- und Beschäftigungsentwicklung auch für diese Unternehmen von Bedeutung.
Die Entwicklung der Gesamtwirtschaft wird den fast V-förmigen Verlauf der Aktienmärkte nicht nachvollziehen, sondern eher einem U entsprechen. Dies wirkt sich auch unmittelbar auf die Staatshaushalte und die Verschuldung aus, die durch aufwendige Konjunkturprogramme und Hilfspakete weiter in die Höhe getrieben wird und deren Finanzierung direkt und indirekt nur noch durch die Notenbanken möglich ist.