21.04.2017 - Flossbach von Storch

Das Ende einer Zinswende


Das Ende einer Zinswende
Notenbanken

Die US-Notenbank hat die Zinsen erneut erhöht. Viele Anleger rechnen zudem mit einem von Donald Trump angefachten Aufschwung der US-Wirtschaft, der die Inflationserwartungen nach oben treibt. Kommt nun die  Zinswende – erst in den USA und dann in Europa? Einiges spricht gegen dieses Szenario.

Aus dem Umfeld der grossen Notenbanken ertönte zuletzt eine wahre Kakophonie an guten Vorsätzen. Vielstimmig sinnierten Mitglieder der US Federal Reserve (Fed) darüber, ob in diesem Jahr noch ein bis zwei (oder doch lieber drei) Leitzinserhöhungen sinnvoll seien.

Auch manche Direktoren der Europäischen Zentralbank (EZB) äusserten sich zur Geldpolitik:  Warum nicht doch mal den Leitzins erhöhen? Oder zuerst die Anleihekäufe stoppen – und danach die Zinsen raufsetzen?

Wir können Anlegern nur raten: Lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Eine globale Zinswende, die den Namen auch verdient, dürfte es unseres Erachtens nicht geben. Daran ändert auch die jüngste Leitzinsanhebung der US-Notenbank nichts. Ihr Spielraum, die Geldpolitik deutlich zu straffen, bleibt begrenzt.

Vorsichtige Notenbanker

Darauf deuten auch Aussagen US-Notenbankchefin Janet Yellen hin. In ihrer Pressekonferenz am 15. März erklärte sie, die Fed plane die Zinsen wohl eher behutsam um zwei bis drei Schritte auf 1,25 bis 1,5 Prozent zum Jahresende zu erhöhen – und das nur, wenn die Datenlage dies zulasse. Eine Rückkehr auf Zinsniveaus früherer Zeiten (gemeint waren die vier bis fünf Prozent vor der Finanzkrise) sei eher unwahrscheinlich. Selbst wenn die Inflation über das Federal-Reserve-Ziel von zwei Prozent steigen würde, müsse man erst abwarten, ob diese Entwicklung auch nachhaltig sei, bevor man zu Gegenmassnahmen greife.

Die Zurückhaltung hat einen Grund. Yellen scheint noch nicht so recht an ein Konjunkturfeuerwerk in den USA zu glauben. Sie verwies sie ausdrücklich auf die immer noch bestehenden Risiken für den Aufschwung in den USA. Dass die neue US-Regierung tatsächlich den erhofften Konjunkturboom auslöst, der ein signifikant höheres Zinsniveau begründen würde, ist auch unseres Erachtens alles andere als ausgemacht.

Kehrtwende des US-Präsidenten

Der neue Präsident Donald Trump hat bereits erfahren müssen, dass auch für ihn die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Der Präsident und seine Partei verpatzten zuletzt eine Gesundheitsreform. Konkrete Pläne zu der lang ersehnten Steuerreform liegen bislang nicht vor. Trump korrigierte kurz vor Ostern (auch) seine Ansichten zur US-Zinspolitik und Fed-Präsidentin Yellen. „Ich mag sie, ich respektiere sie“, erklärte Trump im „Wall Street Journal“. Und: „Ich mag eine Politik niedriger Zinsen – das muss ich Ihnen ehrlich sagen“. Noch vor wenigen Monaten warf Trump der Fed-Präsidentin vor, die Leitzinsen „künstlich niedrig“ zu halten und attackierte sie im Wahlkampf scharf.

Für moderate Zinserhöhungen spricht auch, dass die Notenbanker in Europa, allen voran EZB-Präsident Mario Draghi, an ihrer Tiefzinspolitik nach eigenen Aussagen festhalten möchten. Diese Vorgabe dürfte das Zinserhöhungspotenzial in den USA unseres Erachtens begrenzen. Die europäische Zentralbank (EZB) hat nicht nur den Leitzins auf null Prozent und einen „Strafzins“ von 0,4 Prozent auf Bankeinlagen eingeführt. Die Notenbank erklärte, noch bis mindestens Dezember dieses Jahres Wertpapiere (vor allem Staats- und Unternehmensanleihen) im Wert von monatlich 60 Milliarden Euro zu kaufen.

Ein noch grösserer Renditevorsprung von amerikanischen US-Dollaranleihen* würde wohl ausländische Anleihekäufer locken. Deren Nachfrage könnte den ohnehin schon stark gestiegenen US-Dollar zu anderen Währungen - wie etwa dem Euro - weiter verteuern. Ein hoch bewerteter Dollar schwächt aber die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen und dämpft so die Inflation und das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten. Ein solches Szenario würde gegen eine harsche Zinswende der US-Notenbank sprechen.

Einiges spricht aus unserer Sicht also dafür, dass die viel beschworene Zinswende deutlich moderater ausfallen dürfte, als von vielen Marktbeobachtern erwartet. Es wird wohl keine harte Wende, sondern eher ein Knick im historischen Zinschart.

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