31.10.2018 -
Was für eine Summe: 65 Billionen US-Dollar. So hoch sind die weltweiten Bruttoschulden der Staaten. Tilgung? Eher unwahrscheinlich. Die Kreativität von Regierungen und Notenbanken ist beachtlich.
Der Titel des Schuldenweltmeisters geht an die USA. Die grösste Volkswirtschaft der Welt steht mit 20,5 Billionen US-Dollar in der Kreide. Das zeigt die Statistik des Internationalen Währungsfonds (IWF). Tendenz steigend. Dafür werden wohl das mittlerweile höhere Zinsniveau und die Steuerreform von Donald Trump sorgen.
Der grösste Gläubiger der USA ist die eigene Notenbank. Sie besitzt aktuell Schuldtitel in Höhe von 2,3 Billionen US-Dollar. Peu à peu sinkt der Bestand im Zuge einer restriktiveren Notenbankpolitik. Auch wenn der Schuldenstand der USA manchen unheimlich erscheinen mag – das Land gilt als guter Schuldner. Mit der Note „Triple A“ beurteilen Ratingagenturen eine Top-Kreditwürdigkeit wie die der USA.
Erfindungsreichtum ist gefragt, wenn es darum geht, die Staaten bei Kasse zu halten. Ein Beispiel dafür ist Italien. Das Land ist mit rund 132 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verschuldet. Das ist doppelt so hoch wie in Deutschland − und liegt laut IWF über dem Anteil von Krisenländern wie Argentinien oder der Türkei.
Kein Problem. Italien ist Mitglied der Eurozone. Das erklärte Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es, alle Mitglieder im Währungsraum zu halten und den Euro zu erhalten. „Whatever it takes”. Deshalb greift die EZB massiv in den Anleihenmarkt ein, lässt unter anderem Staatsanleihen kaufen und hält die Zinsen bei null. Wenn die Zinsen stark steigen würden, könnte sie Italien irgendwann wohl nicht mehr bedienen. Das darf nicht passieren, denn dann stünde die Währungsunion auf dem Spiel. Schulden könnten nicht länger mit neuen Schulden finanziert werden.
Noch erfinderischer als in Europa ist man im Land der aufgehenden Sonne. Japan ist mit 11,6 Billionen US-Dollar verschuldet. Das ist doppelt so viel wie im sehr viel grösseren China − wenn man die hohe Verschuldung der vielen staatsnahen chinesischen Unternehmen nicht berücksichtigt. Japan ist Schuldenweltmeister, zumindest in Bezug zur Wirtschaftsleistung. 238 Prozent vom BIP − kein anderes Land hat eine so hohe Staatsschuldenquote.
Aber bereits 44 Prozent der japanischen Staatsanleihen liegen in den Beständen der Bank of Japan (BoJ). Japan schafft sich damit ein Perpetuum mobile der Staatsfinanzierung. Die BoJ bestimmt ein „angemessenes“ Renditeniveau japanischer Staatsanleihen, kann den Staat zu selbst vorgegebenen Konditionen finanzieren und die Zinserträge als Notenbankgewinne an den eigenen Schuldner ausschütten.
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