09.11.2021 -
Lieferkettenprobleme sind ein Grund für die gestiegene Inflation , wirken aber wohl temporär. Drei kaum beachtete Faktoren könnten die Preise langfristig treiben.
Die Inflation hat sich zurückgemeldet und es spricht aus unserer Sicht einiges dafür, dass sie bleibt. Selbst wenn sich die aktuellen Engpässe im nächsten Jahr weitgehend auflösen sollten, dürfte sich aufgrund der zu erwartenden Zweitrundeneffekte ein höherer Inflationssockel bilden. Und mittel- und langfristig kommen mit den drei „D“ in Form von Deglobalisierung, Dekarbonisierung und Demographie weitere Inflationstreiber hinzu.
So ist derzeit viel von den unmittelbar auf die Inflation wirkenden Faktoren die Rede, die möglicherweise aber nur temporär wirken. Also den steigenden Energie- und Strompreisen, den pandemiebedingt unterbrochenen Lieferketten, der Knappheit von Arbeitskräften in einigen Branchen und dem Wachstum der Geldmenge, auch durch die umfassenden Corona-Hilfsmassnahmen.
Sollte der Inflationsbuckel nun länger anhalten und zu höheren Inflationserwartungen führen, könnte sich ein neues Inflationsregime etablieren, also ein Inflationsniveau das dauerhaft bei mehr als zwei Prozentpunkten liegt. Hierbei dürften vor allem die sogenannten Zweitrundeneffekte, insbesondere höhere Lohnforderungen in den zukünftigen Tarifverhandlungen, eine Rolle spielen. Selbst wenn sich der Inflationsbuckel bis dahin wieder zurückgebildet haben sollte, werden die Gewerkschaften hierzulande den diesjährigen Inflationsschub nicht einfach vergessen, sondern unseres Erachtens einen Nachschlag fordern. Und dies würde dann den Inflationssockel anheben.
Hinzu kommen weitere drei strukturelle Faktoren, die langfristig zu einem höheren Inflationsniveau führen könnten:
Eine dauerhaft höhere Inflation erscheint uns also wahrscheinlich. Mit einer Hyperinflation, wie etwa in Deutschland der zwanziger Jahre, rechnen wir allerdings eher nicht. Dennoch müssen Sparer in einem Umfeld dauerhaft niedriger Zinsen mit einem realen Wertverlust des Vermögens rechnen, wenn sie ihren Sparbücher, Tages- und Festgelder weiterhin die Treue halten.