23.09.2022 -
Die US-Notenbank hat erneut die Zinsen angehoben. Wie weit muss ihr Chef Jerome Powell noch gehen, um die Inflation einzudämmen?
Zum fünften Mal in diesem Jahr hat die Federal Reserve Bank (Fed) die Zinsen angehoben. Sie stehen jetzt bei einer Bandbreite von 3,00 bis 3,25 Prozent. Dieser Zinsschritt war erwartet worden, da die US-Inflation immer noch bei 8,3 Prozent verharrt. Und die Kerninflationsrate – bei der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden – ist zuletzt auf sechs Prozent gestiegen.
US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat den Kampf gegen die Inflation aufgenommen. In seiner Rede beim diesjährigen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, die nur neun Minuten gedauert hat, hat er sieben Mal seinen Vorgänger Paul Volcker erwähnt, dem es ab 1980 gelungen ist, innerhalb von drei Jahren die damals ebenfalls sehr hohe Inflation mit noch höheren Zinsen zu bekämpfen.
Dennoch hat die Fed zwar den Abstand zwischen Inflation und Zins weiter verkürzt. Doch in den 1980er Jahren lagen die US-Leitzinsen lange bei 20 Prozent (bei einer Inflation von damals zeitweise mehr als 15 Prozent). Um die Strategie von Volcker heute anzuwenden, müssten die Leitzinsen also auf mindestens neun bis zehn Prozent steigen. Das ist aber eher unwahrscheinlich.
Womöglich müssen die Zinsen heutzutage auch gar nicht solche Niveaus erreichen. Das Ausmass der Verschuldung von Haushalten, Unternehmen und Staaten ist in den USA und in der Eurozone in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Im Vergleich zu 1980 ist die Verschuldung in den USA heute etwa doppelt so hoch. Die Zinssätze entfalten damit eine viel stärkere Wirkung. Womöglich könnte die US-Notenbank also mit nur etwa halb so hohen Zinsen (wie die Inflation) die Teuerung ebenso effizient bekämpfen wie Anfang der 1980er Jahre.
Für Anlegerinnen und Anleger hätte es aber einige Nachteile, wenn die Zinsen unterhalb der Inflationsraten verharren. Denn die Realzinsen würden dann negativ bleiben. Und das wiederum bedeutet, dass Anlagen in vermeintlich sicheren Zinspapieren reale Vermögensverluste zur Folge hätten. Viele Anleihen dürften Schuldner auch in der Zukunft nur unterdurchschnittlich für mögliche Risiken entschädigen. Aktien blieben dann die einzige liquide Anlageklasse , die ausreichend Chancen bieten könnte, um den Wert von Vermögen langfristig real zu erhalten.