30.03.2020 -
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise treffen auch private Vermögen. Umso wichtiger sind für Anlageentscheidungen gerade jetzt Grundsätze, die sich bereits in Krisen bewährt haben.
Die Corona-Krise sorgt für Turbulenzen an den Märkten. Anleger, die schon einige Krisen erlebt haben, wissen: Vorsicht ist wichtig, Panik schädlich. Es gilt, Kurs zu halten. Dafür braucht es klare Grundsätze, die konsequent verfolgt werden.
Unsere Anlagestrategien folgen fünf Investmentleitlinien, die zusammen das Flossbach von Storch - Pentagramm ergeben. Diese Leitlinien entstanden vor knapp 20 Jahren, als die damalige Technologieblase platzte, in deren Folge die Märkte weltweit abstürzten. Das Pentagramm bildet bis heute die Basis unserer Anlagestrategie und damit all unserer Investmententscheidungen. Über die Jahre konsequent weiterentwickelt, führte es uns verlässlich durch die Finanzkrise, die ihren Höhepunkt in der Pleite von Lehman Brothers im September 2008 fand.
Auch jetzt, in der Corona-Krise, fühlen wir uns mit unseren Investmentleitlinien gut gewappnet für das, was noch kommen wird. Unser oberstes Ziel ist es seit jeher, die Kaufkraft der uns anvertrauten Vermögen auf mittlere bis lange Sicht zu erhalten. Letztlich geht es darum, in Abwärtsphasen Verluste zu begrenzen und dann im Aufschwung ausreichend zu partizipieren. Das Flossbach von Storch - Pentagramm mit den fünf Leitlinien Diversifikation, Wert, Solvenz, Qualität und Flexibilität bildet dabei unser robustes gedankliches Fundament. Eine Anlagestrategie sollte unseres Erachtens diesen fünf klaren Regeln folgen.
Ein Vermögen sollte stets breit diversifiziert, also sinnvoll gestreut werden – nicht alles auf das Sparbuch. Nicht alles in Anleihen. Und auch nicht alles in Aktien oder Edelmetalle. In dieser Diversifikation spiegelt sich die Einsicht des Anlegers wider, die Zukunft nicht vorhersagen zu können, sich aber bestmöglich wappnen zu wollen. Diversifikation bedeutet unseres Erachtens aber nicht nur, sein Vermögen auf verschiedene Anlageklassen und Einzeltitel aufzuteilen. Es bedeutet auch, es auf verschiedene Währungsräume aufzuteilen. Ein Investor aus dem Euroraum tut gut daran, nicht all sein Geld in der Heimatwährung zu disponieren, sondern auch in ‚robusteren‘ Währungen.
Zur Diversifikation gehört auch, die einzelnen Bausteine sinnvoll zusammenfügen. Wie hoch sollte der Aktienanteil sein, wenn das wirtschaftliche Umfeld sich plötzlich eintrübt? Was bedeutet eine ultraexpansive Geldpolitik für Anleihen, die das Portfolio stabilisieren sollen? Und wie hoch muss der Goldanteil (auch in Relation zu den anderen Anlageklassen) sein, damit das Edelmetall seiner Versicherungsfunktion gerecht werden kann? Besonders wichtig ist die aktive Auswahl der Einzeltitel. In bestimmten Marktphasen kann es dazu kommen, dass sich verschiedene Titel als ähnlich riskant erweisen. Die Komposition eines Portfolios leitet sich aus dem Kapitalmarktumfeld ab. Was sind langfristig die wichtigsten Einflussgrössen auf die Börse, welche die Gefahren, die es zu umschiffen gilt? Dem sollte die Vermögensstruktur Rechnung tragen – und sich im Zeitverlauf flexibel anpassen lassen.
Aus diesem Grund ist Flexibilität so wichtig. Nur wer ein Liquiditätspolster hat, ist in der Lage, Anlagegelegenheiten zu nutzen, sollten sie sich ihm bieten. Gerade in Krisenzeiten kann genau das passieren – wenn Aktien oder Anleihen von soliden Unternehmen weit unter dem inneren Wert auf den Markt geworfen werden. Der Begriff Flexibilität und damit auch der Begriff Liquidität sollten unseres Erachtens bewusst sehr weit ausgelegt werden. Jede Anlage sollte vor dem Erwerb daraufhin geprüft werden, wie leicht sie sich bei Bedarf veräussern lässt. Was nützt ein Investment, wenn es im Ernstfall keinen Markt dafür gibt?
Anleger sollten zudem auf Solvenz achten. Die eigene, aber auch die Solvenz desjenigen, dessen Aktien oder Anleihen sie kaufen. Solvenz ist die Voraussetzung für Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit; hohe Schulden dagegen sind die häufigste Ursache für den Konkurs und den Verlust eines Vermögens. In der Corona-Krise hat dieser Punkt (leider) sehr an Bedeutung gewonnen. Mit Blick auf die langfristigen Kosten der Krise im Zuge eines scharfen Einbruchs beim Wirtschaftswachstum, einem zu erwartenden Anstieg von Firmeninsolvenzen und stark ansteigenden Arbeitslosenzahlen geht es bei Anlagen in letzter Instanz nicht mehr nur um das Bewertungsniveau, sondern um die Zahlungsfähigkeit.
Ein wesentliches Merkmal einer robusten Anlagestrategie sollte unseres Erachtens immer die Qualität der Anlagen sein. Nicht nur in Krisenzeiten geht es zuerst um die Substanz einer Anlage. Das wichtigste Kriterium dabei ist die Stabilität der Geschäftsmodelle, gerade in Krisenzeiten. Die Höhe der Erträge, die die Geschäftsmodelle langfristig erzielen, und vor allem deren Vorhersehbarkeit. Robustheit ist entscheidend. Zahlen die Unternehmen regelmässig und verlässlich Dividenden? Wie gut ist das Management einer Firma? Qualität setzt sich langfristig durch – das gilt auch bei der Geldanlage.
Der Preis ist das, was man zahlt – der Wert, was man dafür bekommt. Wie gute Kaufleute das beim An- und Verkauf ihrer Waren tun, sollten Anleger unseres Erachtens den Wert der Unternehmen, in die sie investieren möchten, genau prüfen. Übersteigt der Preis möglicherweise deutlich den Wert der potenziellen Anlage? Oder ist der Preis angemessen, im Idealfalle sogar deutlich niedriger als der tatsächliche Wert? Im Zuge der zuletzt massiv gefallenen Börsenkurse können sich für aktive Anleger selektive Chancen ergeben. Aber: Anleger sollten sich niemals nur von den – positiven wie negativen – Übertreibungen an den Börsen leiten lassen. Sie sollten vielmehr stets den Blick auf den wahren Wert einer Anlage richten.
Die fünf Investmentleitlinien Diversifikation, Qualität der Anlagen, Flexibilität, Solvenz und Wert sind die Grundlage jeder unserer Anlageentscheidung, nicht nur in Krisenzeiten. Eine imaginäre Mauer gegen die wiederkehrenden Stürme an den Börsen. Der Schutz, den diese Mauer bietet, bedeutet natürlich nicht, dass der Anleger niemals Verluste erleidet. Preisschwankungen gibt es auf jedem Markt, auch an der Börse. Eine Vollkasko-Police gibt es in der Geldanlage leider nicht, auch wenn das manche gerne hätten. Eine Anlagestrategie, die den Fokus auf Robustheit legt, sollte dabei helfen, den Stürmen zu trotzen. Die Kaufkraft des Vermögens langfristig zu erhalten und Renditepotenziale auszuschöpfen.