07.12.2018 -
Die Welt ist fragil. Weltweit grassiert der Populismus. Multilaterale Zusammenarbeit wird durch nationale Interessenpolitik ersetzt. Aber Handelskonflikte kennen nur Verlierer. Drei Strategien für Anleger.
Ein Brexit, dessen Folgen bislang völlig unabsehbar sind. Viele Staaten – und auch manche Banken – haben über Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt. Nehmen wir nur einmal Italien, wo sich die Verbindlichkeiten des Fiskus und der kriselnden Kreditinstitute zu einem Flächenbrand ausweiten können. Ausufernde Staatsschulden lassen sich nur mit dauerhaft niedrigen Zinsen finanzieren. Auf die lang ersehnte Zinswende dürften wir wohl noch lange warten.
Herausfordernde Zeiten. Überlegen wir einmal, was das zuvor beschriebene Marktumfeld für Anleger bedeutet. Ganz klar, werden viele sagen: Die Zeit zu investieren war auch schon mal besser! Also erst einmal nichts tun.
Die Angst, Geld zu verlieren, ist schliesslich riesengross; kann also nur schiefgehen. Es braucht nicht viel, um dieser vermutlich weit verbreiteten Argumentation zu folgen. Eine gesunde Portion Vorsicht hat schliesslich noch niemandem geschadet, an der Börse schon gar nicht. In diesen Tagen scheint das im Besonderen zu gelten.
Mit ihrer notorisch grosszügigen Rettungspolitik haben die grossen Notenbanken die Welt in den vergangenen Jahren nicht sicherer, sondern zerbrechlicher gemacht. Aus kleinen Krisen sind grosse geworden. Ihre aggressive Geldpolitik ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems. Vielen Menschen wird das zunehmend bewusst.
Aber, und da würde ich den Argumenten zuvor widersprechen: Heute ist es nicht schwerer Geld anzulegen als früher! Zu allen Zeiten liessen sich mehr oder weniger gute Argumente und Krisen finden, besser nichts zu tun. So wie jetzt auch. Niemand weiss sicher, was die Zukunft bringt. Sicher ist nur, dass es eine Welt ohne Unsicherheiten nie gab – aktuell nicht gibt – und zukünftig auch nicht geben wird.
Möglichkeit eins ist, einfach so zu tun, als sei alles wie immer. Im Notfall helfen die Notenbanken weiter – man muss nur Geduld haben! Dieses Anlageverhalten gleicht dem eines Truthahns, der noch am Morgen des Thanksgiving an den Futtertrog stolziert und sich dann wundert, dass er abends im Ofen landet. Truthahninvestoren fokussieren sich auf die nahe Zukunft und vernachlässigen die langfristigen Risiken. Sie leben im Vertrauen auf eine kontinuierliche Welt und blenden die Gefahr von Diskontinuität aus. In einem Truthahn-Portfolio findet sich das Altbekannte. Nominalanlagen, Zinskonten, Staatsanleihen und illiquide Anlagen. Wir können Anlegern nur raten: Seien Sie keine Truthähne!
Variante zwei wäre, sich auf den Börsenuntergang vorzubereiten. Eine Wette auf den grossen Knall – man spekuliert auf den Tod des Truthahns, ohne aber den genauen Zeitpunkt zu kennen. Möglicherweise kommt der Crash viel später als gedacht. Oder gar nicht. Je länger der Crash auf sich warten lässt, desto teurer wird es. Da eine solche Wette an der Börse sehr kostspielig ist, kann es sein, dass der Wetteinsatz verloren ist, noch bevor es kracht. Wenn es dann tatsächlich so weit ist, kann sich der Anleger zwar damit rühmen, es schon immer gewusst zu haben, sein Geld ist aber weg.
Wir würden stattdessen Variante drei vorziehen: eine möglichst robuste Anlagestrategie. Mit einer robusten Anlagestrategie lassen sich in ruhigen Zeiten gute Erträge erwirtschaften. In turbulenten Zeiten ist sie widerstandfähig genug, um etwaige Verluste auf ein tragbares Mass zu begrenzen. Anlageentscheidungen sollten weder auf politischen Wunschvorstellungen basieren, noch einseitig auf bestimmte Szenarien ausgerichtet sein. Kern der Strategie ist ein ausgewogen diversifiziertes Portfolio, dessen Struktur vom Chance-Risiko-Verhältnis der Anlagen bestimmt wird. Die Liquidität der Anlagen ist wichtig, um flexibel auf Veränderungen im Anlageumfeld reagieren zu können. Die Strategie ist langfristig ausgerichtet und akzeptiert Volatilität , denn bei entsprechender Qualität der Anlagen bedeuten kurzfristige Kursrückschläge keine nachhaltigen Vermögenseinbussen – im Gegenteil, sie können sogar Opportunitäten bieten. Dies verlangt vom Investor Vertrauen in die Qualität der Anlagen und die Hand des Disponenten, vor allem in turbulenten Zeiten.