09.04.2020 -
Regierungen und Notenbanken bekämpfen die Corona-Krise mit billionenschweren Hilfsprogrammen. Das schürt auch Inflationsängste – zu Recht?
Krisen sind auch immer Zeiten grosser Verunsicherung – und dann schlägt meist die Stunde der Propheten: Der ein oder andere Prognosegeber versorgt derzeit die Öffentlichkeit nur allzu gerne mit steilen Vorhersagen: Große Depression oder Hyperinflation, darunter geht es meistens nicht. Denn: Derartige Prognosen die bleiben schließlich besonders gut im Gedächtnis. Aber sind sie auch etwas wert?
Wir möchten zunächst darauf hinweisen, dass Inflationsprognosen mit grosser Unsicherheit behaftet sind, weil schlicht zu viele Faktoren auf die Inflationsentwicklung einwirken. Von daher zählen diese Art von Prognosen zu den undankbarsten Aufgaben überhaupt. Wer Flossbach von Storch kennt, weiss dass wir uns diesem Prognosespiel grundsätzlich nicht beteiligen.
Dennoch ist es nicht verkehrt, die aktuelle Lage genau zu analysieren und daraus Schlüsse zu ziehen: Zunächst einmal ist das Umfeld, die massiven Notenbankhilfen, grundsätzlich ein guter Nährboden für Inflation . Neben der Geldmengenausweitung ist aber vor allem die Geldumlaufgeschwindigkeit entscheidend für die Inflationsentwicklung. Ein Faktor im Übrigen, der auch in den vergangenen Jahren, als das Umfeld im Grunde genommen gleich bzw. ähnlich war, eher bremsend gewirkt hat. Wir gehen nicht davon aus, dass die Unternehmen und die Konsumenten schon bald damit beginnen, ihr Geld, das sie beispielsweise als Corona-Hilfen bekommen, in grossem Stil zu verkonsumieren, also wieder in Umlauf zu geben.
Wahrscheinlicher ist unseres Erachtens, dass sie sich zunächst zurückhalten werden und es dann mit der Zeit (und wachsender Zuversicht) zu einer Differenzierung bei den verschiedenen Gütern kommt. Dass einige Güter zwar gefragter sind als andere, die durchschnittliche Inflationsrate aber nicht deutlich zulegen wird. Wir hatten in den vergangenen Jahren innerhalb der Eurozone eine durchschnittliche Inflationsrate von etwa 1,5 Prozent jährlich. Gut möglich, dass wir in den kommenden Jahre Werte sehen werden, die ein oder zwei Prozentpunkte darüber liegen. Das wäre dann zwar keine Hyperinflation, für den Sparer in einer Welt ohne Zinsen aber dennoch verheerend.