24.09.2018 -
Herdentrieb und häufiges Umschichten können den Anlageerfolg gefährden. Philipp Vorndran erklärt, was für Anleger sinnvoller ist.
Kaufen, wenn die Stimmung gut ist, und verkaufen, wenn die Stimmung schlecht ist. Das hört sich für viele Anleger vernünftig an: Was soll schiefgehen, wenn die Medien nahezu einhellig über gute bzw. schlechte Zeiten am Markt berichten? Sie schwimmen mit dem Strom, vertrauen der Masse.
Allerdings birgt dieser Herdentrieb gleich zwei grosse Risiken. Zum einen: zu hohe Einstiegspreise. Denn wenn es eine grosse Nachfrage nach einem knappen Gut − etwa der Aktie eines Unternehmens − gibt, steigt der Preis. Oft über den fairen Wert. Dann erwirbt der Anleger die Aktie zu teuer. Zum anderen drohen Verluste, wenn viele die Aktie verkaufen wollen: Ist das Angebot höher als die Nachfrage, dann kann der Preis dramatisch fallen – auch deutlich unter den fairen Wert. Schlimmstenfalls steigt der Anleger zu teuer ein und verkauft mit Verlust.
Ein gutes Beispiel ist der Dotcom-Boom um die Jahrtausendwende: Plötzlich schossen „Internet“-Aktien wie Pilze aus dem Boden. Viele Anleger wollten um jeden Preis dabei sein – Geschäftsmodelle und Kennzahlen spielten keine Rolle. Als die Kurse fielen, wollten sie dann möglichst schnell aussteigen. Eng verbunden mit dem Herdentrieb ist der Versuch, den perfekten Zeitpunkt für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren zu treffen – das „Market-Timing“. Im Traumszenario vieler Anleger wird dabei eine Aktie zum niedrigsten Kurs gekauft und auf dem Allzeithoch wieder verkauft. Es bleibt ein Traum. Unserer Erfahrung nach sind solche Strategien zum Scheitern verurteilt.
Niemand kann verlässlich vorhersagen, ob ein Aktienkurs seinen Tief- bzw. Höhepunkt tatsächlich schon erreicht hat. In der Praxis führt der Versuch, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg zu erwischen, nur zu häufigen und kostspieligen Umschichtungen. Die Orderkosten gehen zulasten der Rendite. Unseres Erachtens dürfte es sinnvoller sein, eine langfristig orientierte Haltestrategie zu verfolgen und Qualitäts-Wertpapiere im Einklang mit den gesteckten Anlagezielen zu handeln.
In Teil 3 unserer Serie erfahren Sie, warum auch die eigene Psyche Anleger zum Stolpern bringen kann.
Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe von „Position“, dem Magazin von Flossbach von Storch erschienen. Sichern Sie sich hier Ihr kostenloses Abonnement der "Position".