29.03.2018 -
US-Präsident Donald Trump sorgt mit seinen Plänen für Strafzölle weltweit für Verunsicherung. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Folgen Protektionismus haben kann.
US-Präsident Donald Trump schreckte mit seiner Ankündigung von Strafzöllen Politiker, Unternehmer und Ökonomen weltweit auf. Droht ein Handelskrieg zwischen den grossen Wirtschafträumen – eine Eskalation von Zöllen und Gegenzöllen? „Die Intensität eines gegenseitigen Schlagabtauschs mit protektionistischen Massnahmen ist schwer vorherzusagen“, sagt Agnieszka Gehringer, Research Analyst des Flossbach von Storch Research Institute. „Sie wird aber letztendlich den Schaden bestimmen, den Protektionismus in den USA und im Rest der Welt verursachen kann“. Eine Studie aus ihrem Institut untersucht, welche wirtschaftlichen Folgen die Rückkehr des Protektionismus in der grössten Volkswirtschaft der Welt haben kann.
Schon ein einfaches Kräftemessen in einem Sektor könnte ausreichen, um Teile der US-Wirtschaft zu beeinflussen. Selbst wenn sich der Schaden lediglich auf den Verlust von Arbeitsplätzen in den Anwenderindustrien des geschützten Sektors beschränken würde. Gehringer veranschaulicht das am Beispiel der amerikanischen Strafzölle auf Stahl zwischen März 2002 und Dezember 2003. Die Zölle hatte US-Präsident George W. Bush eingeführt. Es lasse sich belegen, dass die stahlverarbeitenden Industrien in den zwei Jahren der Strafzölle Jobverluste erlitten. „Der Beschäftigungsrückgang spricht dafür, dass die Zölle damals zu einem Schaden in der US-Wirtschaft führten“, sagt Gehringer. Schwierig sei es allerdings, die direkten und indirekten Schäden genau zu beziffern, da sich die Auswirkungen des Protektionismus von anderen zyklischen und strukturellen Faktoren nicht genau trennen lassen, die damals die US-Wirtschaft beeinflussten.
Sollte Donald Trump protektionistische Massnahmen ergreifen, wäre ein Handelskonflikt oder zumindest Teile davon unvermeidlich. Ein ausgewachsener Handelskrieg würde den USA und ihren Handelspartnern schaden. Aber auch ein protektionistisches Kräftemessen einzelner Branchen würde zumindest die Beschäftigung der betroffenen Industrien beeinträchtigen, selbst wenn in dem Fall wahrscheinlich weder das gesamtwirtschaftliche Wachstum noch die Entwicklung des Aktienmarktes stark beeinträchtigt würden.
Stellt sich die Frage, ob sich mit Strafzöllen das von Donald Trump beklagte Leistungsbilanzdefizit wirkungsvoll bekämpfen liesse. „Die aktuelle Strategie von Donald Trump spiegelt eine falsche Diagnose des zugrunde liegenden Problems chronischer Leistungsbilanzdefizite der USA wider“, erklärt Gehringer. Solange der US-Nachfrageüberhang durch Ersparnisse aus dem Ausland finanziert wird, gebe es keinen wirtschaftlichen Grund, die Leistungsbilanzdefizite zu verbessern. „Protektionismus verteilt nur die Defizite zwischen den Sektoren“, so Gehringer. In Bezug auf Protektionismus und Handelskriege sollte Donald Trump die Warnung seines berühmten Vorgängers Thomas Jefferson beachten, dass selbst „der erfolgreichste Krieg selten für seine Verluste zahlt“.
Es bestehe kein Zweifel daran, dass unfaire Handelspraktiken das harmonische Funktionieren der globalen Handelsordnung untergraben. Hier setze die Streitschlichtung der Welthandelsorganisation, WTO an: Sie soll Handelspartnern helfen, ihre Handelsstreitigkeiten friedlich zu lösen. „Seit der Gründung der WTO im Jahr 1995 konnten die USA Streitigkeiten überdurchschnittlich oft für sich entscheiden“, sagt Gehringer. „Gleichzeitig könnten einige WTO-Regeln in der Tat überholt sein und neu verhandelt werden, um der sich wandelnden Natur des Handels heute besser Rechnung zu tragen“, so Gehringer. Schliesslich untergrabe das Fehlen eines Investitionsabkommens zwischen den USA und China den fairen Zugang der multinationalen Konzerne zu den gegenseitigen Märkten und heize den Konflikt nur zusätzlich an.
Die vollständige Studie steht auf der Webseite des Flossbach von Storch Research Institute zum Download bereit.