26.09.2018 -
Anleger müssen nicht nur den Kapitalmarkt aufmerksam verfolgen. Sie sollten auch die eigenen Urteile kritisch hinterfragen. Philipp Vorndran erläutert, was Psychologie mit Geldanlage zu tun hat.
Rückblicke sind einfach, vor allem wenn sie die Vergangenheit betreffen, könnte man meinen. Wer das Ergebnis kennt, dem fällt das Urteil in der Rückschau – vermeintlich – leicht.
Dazu liefert auch die Anlagewelt gute Beispiele: Erleiden Anleger einen Kursverlust, neigen sie dazu zu sagen, dass dieser Verlust absehbar war. Auch wenn sie damit die statistische Eintrittswahrscheinlichkeit des Verlustes zum Anlagezeitpunkt überbewerten. Das Gleiche gilt auch für Gewinne, deren Erzielen in der Regel zu positiv bewertet wird. Experten nennen das Phänomen „Rückschaufehler“. Nach einem erlittenen Kursverlust beurteilen Anleger die Ursachen dafür anders als beim Abschluss. Am Ende führt dies dazu, aus den falschen Gründen einem Markt fernzubleiben oder zu investieren.
Und wenn die Märkte gut laufen? Dann führen viele Anleger den Kursanstieg vor allem auf ihre eigenen, überdurchschnittlich guten Fähigkeiten bei der Titelauswahl zurück. Auch wenn die Aktie tatsächlich nur durch den allgemeinen Trend gestiegen sein mag. Experten sprechen vom „Better-than-average“-Effekt. Ein schönes Beispiel dafür liefern Autofahrer: In Studien sagt die Mehrheit über sich selbst, sie fahre besser Auto als der Durchschnitt. Doch das ist statistisch ausgeschlossen.
Deshalb: Seien Sie selbstkritisch. Machen Sie sich klar, dass in bestimmten Situationen der grösste Feind des Anlegers die eigene Psyche sein kann. Deshalb ist es sinnvoll, die persönlichen Anlageziele zu dokumentieren. Eine Anlagestrategie zu formulieren, Anlageentscheidungen und -erwartungen zu begründen. Das hilft beim späteren Überprüfen und vermeidet, im Nachhinein die falschen Schlüsse zu ziehen.
Lesen Sie nicht zu viel Zeitung, trauen Sie aber auch der eigenen Psyche nicht ohne Weiteres über den Weg. Nehmen Sie sich Zeit bei der Geldanlage, und bauen Sie sich ein robustes Portfolio auf.
Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe von „Position“, dem Magazin von Flossbach von Storch erschienen. Sichern Sie sich hier Ihr kostenloses Abonnement der "Position".