02.10.2017 -
Die EZB-Notenbanker streiten über dieses Thema. Eine schnelle Lösung muss her, denn Ende des Jahres läuft das Anleihekaufprogramm aus. Wie es weiter geht, ist (noch) unklar.
Bis zum 31.12. pumpen die Notenbanken der Euroländer monatlich insgesamt 60 Milliarden Euro in den Markt. Es stellt sich allerdings die Frage, warum es innerhalb der Europäischen Zentralbank (EZB) eigentlich eine Mehrheit dafür geben sollte, die Anleihekäufe überhaupt fortzusetzen?
Zahlreiche Gründe sprechen dagegen: Die Inflation ist nicht mehr auf der Nulllinie, die Zinsen sind relativ niedrig und die Zinsaufschläge, die in der „Euro-Peripherie“ gezahlt werden müssen, sind vergleichsweise niedrig.
Es gibt aber einen gewichtigen Faktor, der diesen optimistischen Blick eintrübt: Den starken Euro. Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), begründet die Relevanz des Wechselkurses mit dem geldpolitischen Mandat der EZB – alles andere dürfte wohl auch für Gegenreaktionen anderer Notenbanken sorgen.
Draghi argumentiert: der starke Euro importiere Deflation in die Eurozone. Die Inflation entferne sich deshalb vom Ziel der Preisstabilität. Nach Definition der EZB besteht diese, wenn die Verbraucherpreise jährlich um zwei Prozent steigen. Wenn der Wechselkurs dafür sorgt, dass die Inflationsrate sinkt – dann muss die Zentralbank doch auch die Euro-Stärke in ihrer Geldpolitik berücksichtigen. Soweit die Darstellung der Notenbanker.
Es könnte unseres Erachtens aber einen Hintergedanken geben, der nicht öffentlich thematisiert wird. Eine schwache Währung kann die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen steigern. Langfristig ist eine solche „Exportertüchtigung“ zwar nicht erfolgreich. Kurzfristig aber schon. Der Vorteil für die Notenbanker und den ein oder anderen Regierungschef: Solche Konjunkturhilfen ersparen ihnen schmerzhafte Strukturreformen. Denn für eine nachhaltige Steigerung der Innovationsfähigkeit sind weitaus grössere Anstrengungen nötig, als für eine Abwertung der Währung.