03.08.2021 -
In Zeiten hoher Inflation gelingt es nur mit Sachwerten, Kaufkraftverluste auszugleichen. Allen voran gilt das für Aktien. Zumindest wenn die Auswahl der Unternehmen passt.
Auf sage und schreibe 5,4 Prozent stieg die Inflation in den USA im vergangenen Juni. In Deutschland erreichte sie im Juli immerhin 3,8 Prozent. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, rechnet trotz der derzeit enthaltenen Sondereffekte damit, dass der Wert auch bei uns in diesem Jahr in Richtung fünf Prozent gehen könnte. Wobei erst das Ende der ökonomischen Verzerrungen aufgrund der Pandemie letztlich zeigen wird, ob die höhere Teuerung nur ein temporärer Effekt ist oder ob das Gespenst der Inflation zurückgekehrt ist und eine neue Ära der Inflation begonnen hat.
Mit Blick auf andauernde Null- und Negativzinsen sind die Zeiten wohl vorbei, in denen agnostische Anleger mit zinslosen Konto- oder Spareinlagen zumindest annährend den realen Wert des Vermögens erhalten konnten. Inzwischen verlangen fast 400 Banken in Deutschland einen Negativzins auf Kontoeinlagen – teilweise schon ab dem ersten Euro. Auch wer sein Geld in sichere Staatsanleihen steckt, die er bis zum Laufzeitende hält, um Kupons zu kassieren, zahlt drauf.
Während Anleihen Kaufkraftverluste in Zeiten steigender Inflation nicht ausgleichen können, wird gemeinhin Sachwerten diese Eigenschaft zugeschrieben, allen voran Aktien. Die Idee dahinter besteht darin, dass Unternehmen ihre Preise, Umsätze und Gewinne stärker erhöhen können, wenn das allgemeine Preisniveau steigt. Dies setzt allerdings voraus, dass die Unternehmen über eine entsprechende Preissetzungsmacht verfügen, um die erhöhten Inputkosten auch an die Abnehmer ihrer Produkte und Dienstleistungen weiterreichen zu können.
Wir haben in den vergangenen Wochen mit zahlreichen Unternehmen gesprochen, um herauszufinden, inwieweit diese den jüngsten Anstieg der Inflation zum Anlass nehmen, ihre Preisstrategie anzupassen. Die Antworten fielen je nach Branche und Unternehmen unterschiedlich aus. Die meisten versuchen, wie in der Vergangenheit, zunächst ihre Effizienz durch Kostensenkungen oder die Optimierung der Produktions- und Logistikprozesse zu steigern. Unternehmen aus dem Technologiesektor sehen naturgemäss die geringsten Einflüsse bei den Input-Kosten und besitzen dank sehr hoher Margen zudem einen grossen Puffer gegen möglicherweise steigende Lohnkosten.
Grundsätzlich gilt: Je höher die Inflationsraten sind, desto einfacher ist es, Preiserhöhungen durchzusetzen. Hohe Inflationsraten dringen stärker in das Bewusstsein der Menschen ein und erhöhen damit auch die Akzeptanz für höhere Preise. Langfristig können sich aus Sicht einiger Unternehmen sogar Ertragschancen ergeben, wenn sie begehrte Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die von der Konkurrenz nicht mal eben disruptiert werden können.
Ungeachtet solcher Überlegungen machen Aktien als langfristige Vermögensanlage natürlich nur dann Sinn, wenn man in zukunftsträchtige Unternehmen investiert, deren Gewinnpotenziale noch nicht voll in den gegenwärtigen Kursen enthalten sind. Oder einfach ausgedrückt: Wenn noch genügend Luft nach oben ist.